"Akte der Geestlande", 1909
"Akte der Geestlande", 1909

Anfang November 1909 erhielt die "Landherrenschaft der Geestlande", die zu dieser Zeit die östlich von Hamburg gelegenen Landgemeinden verwaltete, einen Rechenschaftsbericht des Gemeindevorstandes von Großhansdorf-Schmalenbeck, in dem die Bücherei zum ersten Mal erwähnt wurde. Nach dieser "Akte der Geestlande" wurde die Bücherei "im November 1906 von dem hiesigen Kommunal-Verein aus dessen Mitteln beschafft und eröffnet". Die Benutzung war unentgeltlich und für jeden zugänglich. Insgesamt umfasste die Bücherei damals nicht mehr als 65 Bände. Mit finanzieller Unterstützung der Landherrenschaft konnte der Bestand bis zum Jahr 1927 auf immerhin 228 Bände ausgebaut werden. Danach war die Bücherei Mitglied der "Gesellschaft für Volksbildung", die den Büchereien unentgeltlich Bücher zur Verfügung stellte. So wurde der Bestand noch einmal aufgestockt, bevor 1931 die hamburgischen Landgemeinden durch das neue Finanzwirtschaftsgesetz finanziell selbständig wurden und die staatlichen Beihilfen wegfielen. Aus dieser Notlage heraus wurden Verhandlungen mit der Zentrale für Volksbildung in Hamburg aufgenommen über einen Zusammenschluss aller Hamburger Gemeindebüchereien. Auch an eine "Zentrale für das Büchereiwesen der Landgemeinden" mit einer Beratungsstelle in Hamburg wurde dabei gedacht. Diese Zusammenarbeit hatte einen professionelleren Ausbau der Bücherei zur Folge, wobei u.a. auch ein Katalog aufgebaut wurde.

 

1937 wurde Großhansdorf aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes an Preußen abgetreten, so dass die Gemeindebücherei aus dem Verbund der Volksbibliotheken Hamburger Landgemeinden austreten musste.

 

Während des 2. Weltkrieges war die Bücherei mehrere Jahre geschlossen und wurde dann am 17.10.1946 mit einem Bestand von 450 Bänden wieder eröffnet. Doch viel Geld war nach dem Krieg für die Bücherei nicht übrig. Der Bestand konnte nicht ausgebaut werden, das Interesse an der Bücherei ließ nach und die Ausleihzahlen sanken. So war es um die Bücherei in den fünfziger Jahren nicht gut bestellt. Zudem war sie in einer Baracke hinter der Volksschule untergebracht. Aufgrund dieser ungünstigen Lage kamen nur wenig Leser in die Bücherei. Als Konsequenz wurde im Juni 1961 der Büchereibetrieb vollständig eingestellt.

 

Dies legte aber auch den Grundstein für einen Neubeginn: im Rahmen eines Vertrages zwischen der Gemeinde Großhansdorf, dem Kreis Stormarn und dem Büchereiverein des Landes Schleswig-Holstein wurde die Gemeindebücherei mit Hilfe der Büchereizentrale reorganisiert. Sie erhielt einen Raum im neu erbauten Rathaus, eine neue Einrichtung, einen vertraglich abgesicherten Medienetat und neue Bücher wurden angeschafft. Mit einem Bestand von 1.700 Bänden und verbesserten Öffnungszeiten wurde die Bücherei am 18.12.1961 wieder eröffnet.

 

Schon wenige Jahre später reichte der Raum im Rathaus nicht mehr aus. 1968 betrug der Bestand schon 4.000 Bände, die Leser kamen in Scharen. Ende der 60iger Jahre wurde der Beschluss gefasst, die Bücherei im neu zu errichtenden Schulgebäude unterzubringen. Am 18.12.1971 war es soweit: die Bücherei bezog den Trakt in der Grundschule Schmalenbeck, in dem sie sich heute noch befindet. Seitdem wurde die Bücherei stetig ausgebaut, abgesichert durch einen immer wieder erneuerten Büchereivertrag. Heute ist der Bestand auf ca. 18.000 Medien angewachsen, wobei es sich auch nicht mehr nur um Bücher handelt. Seit 2016 bietet die Bücherei zudem den Zugriff auf mehr als 60.000 eMedien über die "Onleihe zwischen den Meeren".

 

(Aus: Broschüre "100 Jahre Gemeindebücherei Großhansdorf: 1906-2006", Hrsg. Gemeinde Großhansdorf, 2006)